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Kloster Kamp

Die Abteikirche am 08.09.2016
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Außenansicht im Winter 2015

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Kloster Kamp ist eine ehemalige Abtei auf dem Gebiet der Stadt Kamp-Lintfort. Es wurde 1123 gegründet und war das erste Zisterzienserkloster im damaligen deutschsprachigen Raum. Die Klosteranlage liegt auf einem Hügel (Kamper Berg), an dem südlich der historische Kanal Fossa Eugeniana entlangführt.

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Pieta

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Altarraum

Über den ersten Kirchbau der Abtei ist wenig bekannt. Der erste Bau soll in den Jahren 1150 bis 1182 errichtet worden sein, vermutlich im romanischen Stil. Die Aussagen über eine Ausstattung dieser Kirche mit einem Querhaus sind widersprüchlich, in jedem Fall spekulativ. In den Jahren 1410 bis 1415 wurden an der Kirche Veränderungen vorgenommen: „Im Jahre des Herrn 1410 wurde das Kirchengebäude erneuert, mit großen Kosten in die Höhe gezogen und mit einem neuen Schutzdach versehen. Im nachfolgenden Jahr wurde sie in Richtung Westen um eine Länge von 25 Fuß vergrößert.“  Im Zuge dieser Maßnahmen erhielt die Kirche einen rechteckigen geschlossenen Chorraum (Sanktuarium). In nördlicher Richtung wurden Kapellen angebaut. Die Baumaßnahmen wurden im gotischen Baustil vorgenommen. Auch für diesen Bau ist ein Querhaus nicht nachgewiesen. Diese Kirche wurde mit der gesamten Klosteranlage im Zuge des Truchsessischen Krieges (1583–1588) zerstört.

Im 17. Jahrhundert wurde ein Neubau errichtet (Fertigstellung 1700), und zwar auf den Grundmauern der alten Kirche und unter Berücksichtigung des teilweise erhalten gebliebenen Sanktuariums. Der Baustil dieses Neubaus ist der Gotik nachempfunden. Mit den Altären, dem Chorgestühl, einigen Skulpturen und der Orgel erhielt die Kirche eine barocke Innenausstattung.

Unter französischer Herrschaft wurde das Kloster 1802 säkularisiert. Die ehemalige Abteikirche wurde Pfarrkirche und wird seitdem als solche genutzt. Während viele Kunstschätze, die kostbare Bibliothek mit zahlreichen Handschriften sowie Gemälde verloren gingen, blieben ein Teil des Chorgestühls, die Kanzel, einige Skulpturen und die Orgel, erhalten.

Die beiden Zwiebeltürme an der Ostwand sind ein markantes Zeichen, ein für Zisterzienserkirchen jedoch völlig untypisches, lediglich dem Barock geschuldetes Bauelement der Kirche. Das gilt auch für den kleinen Glockenturm auf dem Mittelschiff der Kirche (heute ohne Funktion), der mangels eines Querhauses den für Zisterzienser typischen kleinen Dachreiter auf der Vierung des Hauses ersetzt. Ein Turm am Westwerk fehlt, diesmal in Übereinstimmung mit der zisterziensischen Enthaltsamkeit von Prunk. Im Nordosten schließt sich eine sechseckige Marienkapelle aus dem Jahr 1714 an.

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Orgel

Orgel

Die Zisterzienser ließen in ihren Kirchen zunächst keine Orgeln zu, denn dieses Instrument galt als heidnisch. Der Gesang der Mönche, der "gregorianische Gesang", ist einstimmig und unbegleitet. Erst nach dem Aufkommen der Mehrstimmigkeit im hohen Mittelalter fand auch die Orgel den Einzug in das Gotteshaus der Mönche.

Unter dem Abt Henricus V. von Calcar (1483–1499) wurde ein neues Instrument aufgestellt. Die Kamper Chronik schreibt dazu: „Im Jahre 1495 wurde eine neue Orgel in der Kamper Klosterkirche aufgerichtet.“ Aus diesem Text ist zu ersehen, dass schon vorher eine Orgel in der Klosterkirche gestanden hat. Diese wird aber im Ostchor hinter dem Lettner ihren Platz gehabt haben und wahrscheinlich tragbar gewesen sein. Wann erstmals ein Instrument dieser Art in der Kirche stand, ist aus der Chronik nicht mehr zu ersehen.

Der heute noch vorhandene Prospekt mit der damals neuen Orgel wurde unter dem Abt Wilhelminus Norff III. aus Rheinberg (1705–1726) errichtet, der auch die Marienkapelle im Jahre 1714 erbauen ließ. Der Orgelbauer war vermutlich Johann Josef Brammertz (1668–1729). Die mit dem Wappen des Abtes geschmückte Orgelbühne ist sehr gut erhalten und die beste Rokokoarbeit der Kirche. (Grabstein des Wilhelminus Norff, an der Nordseite in der Kirche) Das genaue Entstehungsdatum ist nicht überliefert. Die Felder der Brüstung, die feste Balustrade, trägt feine und zierlich durchbrochene Arabesken mit großer Bewegtheit und reicher Mannigfaltigkeit. Das Material ist reines Eichenholz. Auf dem Geländer der Brüstung sieht man Weinlaub und Trauben gekrönt mit Rosen. Das Instrument bestand aus einem von der Südseite spielbarem zweimanualigem Werk mit angehängtem Pedal. Zu beiden Seiten bekrönen Vasen das Gehäuse und oben auf steht die Figur des König David mit der Harfe. Ein vergleichbares Instrument findet man am Niederrhein, beispielsweise in St. Nikolaus, Geldern-Walbeck und in St. Nikolaus, Brüggen.

Da das Instrument nach 200 Jahren vollständig unspielbar geworden war, ist es im Jahre 1905 durch ein neues Werk der Firma Tibus aus Rheinberg ersetzt worden. Dieses Orgelwerk hatte eine pneumatische Traktur. In den 1960er Jahren bekam die Firma Fleiter aus Münster den Auftrag, das Instrument umzubauen. Sie ersetzte die Pneumatik durch eine elektrische Traktur und die Orgel bekam einen neuen Spieltisch.

Unter den Restaurierungsarbeiten der Kirche in den 1970er-Jahren hatte das Instrument wiederum stark gelitten und wurde erneut unspielbar. 1978 bekam die Firma Gebrüder Stockmann (Werl) den Auftrag, eine neue Orgel zu bauen. Das heutige Werk besteht aus drei selbstständigen Teilwerken: dem Hauptwerk, dem Unterwerk und dem Pedalwerk. Das Instrument bekam wieder eine mechanische Traktur.

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Hinweis zu einer Grabplatte

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Kanzel

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Baugeschichte der Abtei Kamp I

- 12. Jahrhundert

Ordensregeln legen fest:

  • in der Architektur einfache Pfeiler und Kapitelle
  • Turmlosigkeit der Gebäude
  • Gebot der Handarbeit für Mönche
  • Verbot von Schmuck und Luxus
  • - um 1123

  • Holzkirche
  • Mönche leben in strohgedeckten Hütten
  • - um 1150

  • erster massiver Kirchenbau
  • - um 1200

  • Ausbau der Kichengebäude
  • - Ende des 13. Jahrhunderts

  • Kriege zwischen dem Kölner Erzbischof und Landesherrn und dem Grafen von der Mark
  • Verwüstung der landwirtschaftlichen Güter der Abtei
  • - 15. Jahrhundert

  • Renovierung und Ausbau - von Kirche und Kapelle.
  • Aufteilung des gemeinsamen Schlafsaals in einzelne Zellen.
  • Neubau einer "feuer- und diebstahlsicheren" Bibliothek nach einem Brand. - 1585

    - 1585

  • Truchsessischer Krieg.
  • Der Kölner Erzbischof Gebhardt II, Truchsess von Waldburg, wird protestantisch.
  • Kämpfe gegen den Grafen von Moers.
  • Fast völlige Zerstörung der Abtei.
  • Mönche flüchten in die Kamper Höfe nach Rheinberg und Neuss.
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    April 2024 - letzte Bearbeitung: 20.04.2024