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Mundartlich wird der Schuhmacher am Niederrhein Schuster oder
Schuster-Baas genannt, was keineswegs abfällig gemeint ist. Früher
zogen Hus-Schuster mit ihrem Pöngel, d.h. ein Säckchen oder
Einschlagtuch, in dem sich das Werkzeug befand, zu ihrer Kundschaft. Bei den
damaligen großen Haushaltungen waren von Zeit zu Zeit eine Menge Schuhe
zu reparieren. In vielen niederrheinischen Orten bestanden schon früh
Schuhmacher-Gilden. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts mehrten sich die
Aufträge für die niederrheinischen Schuhmacher derart, dass viele
Meister eine Anzahl Gesellen einstellen mussten, um alle Aufträge
erledigen zu können. Diese manufakturmäßige Schuhherstellung
verbreitete sich, von Kevelaer ausgehend, nach Weeze, Kervenheim, Goch, Uedem,
Sonsbeck und Kleve. In Kleve entwickelte sich eine florierende
Kinderschuh-Produktion, in anderen Orten, z.B. in Wetten, dem
Schuster-Därp des Gelderlandes, wurden vor allem feste Arbeitsschuhe
angefertigt. |
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Schuhmacher-Werkstatt im Niederrheinischen Museum Kevelaer
(Schusterkugel im Hintergrund) |
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Sieht man in eine alte Schuhmacherwerkstatt hinein, so fällt
zunächst der kleine, niedrige Arbeits-tisch mit dem Schemel ins Auge. Ein
Regal an der Wand enthält Leisten in jeder Größe. In greifbarer
Nähe des Meisters oder Gesellen liegen die benötigten
Werkzeuge: Schusterhammer und -messer, Kneifzange, Raspel, Brenneisen, Ahle
und Bürsten (Schusterhamer on -metz, Kniptang, Raschpel, Schnett-Iset;
Sülle on Borschels). Auf dem Kloppsteen wurde das Leder
weichgeklopft. Der Leisten-Hoak diente zum Herausziehen der Leisten.
Andere Werkzeuge heißen Spitzknoak(-knochen) und
Steftemetz. Auf dem Schustertisch liegen kleine Holzstifte
(Penn), dickköpfige Nägel zum Beschlagen von Kommissstiefeln
(Soldatenagels), kleine Nägelchen, Muse-Täntsches
(Mausezähnchen) genannt, dazu Tran, Schwärze, Hanf und Pech
(Troan, Scnwseae/. Hanf on Pääk). Aus Hanf und Pech fertigte der
Schuhmacher den eisenstarken Pechdraht (Pääkdroaht) zum
Nähen. Dabei wurde die Hand durch das Handleer(-leder)
geschützt. Vor ihm stand der Ständer, auf den der "kranke" Schuh
gestülpt und mit dem Knieriemen (Spannriem) festgezogen wurde.
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Etwa 300 Jahre lang, von 1600 bis 1900, wurde das Werkstück
von der Schusterkugel beleuchtet. Die Schusterkugel ist, wie links
dargestellt, eine mit Wasser gefüllte Glaskugel, die das Licht auf die
Arbeitsfläche bündelte. Dadurch war es möglich auch noch in der
Dämmerung oder bei Kerzenlicht zu arbeiten. |
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Auf der Weltausstellung 1878 in Paris stellte Isaac Merrit Singer,
Sohn des deutsche Auswanderers Adam Reisinger die ersten Maschinen vor, die die
maschinelle Herstellung von Schuhen einläuteten.
Mit den ersten Maschinen kamen zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch
die ersten kleinen Schuhfabriken auf. |
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Beginn der Industriealisierung |
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Die Bilder sind mit freundlicher Unterstützung durch das
Museum für Niederrheine Volkskunde in Kevelaer und ebenda entstanden.
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