GEO-KOORDINATEN |
51.470209°
N / 5.896596° O |
Adresse: Timmermansweg
73 NL 5813 Am |
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Der Autor besuchte Ysselsteyn am 09.03.2016. |
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Ysselsteyn Der Friedhof entstand
unweit eines ehemaligen deutschen Kriegsgefangenenlagers. Die
niederländische Seite wollte zunächst alle deutschen Kriegstoten
exhumieren und über die Grenze nach Deutschland bringen, wo sie dann auf
einem Sammelfriedhof im grenznahen Bereich des Niederrheins bestattet werden
sollten. Die Amerikaner äußerten demgegenüber den Wunsch, die
deutschen Gefallenen in den Niederlanden zu belassen, zumal sich das
unwirtliche Gelände De Peel für das Anlegen eines Sammelfriedhofes
gut eignete. Man entsprach dem Wunsch. Der niederländische
Gräberdienst legte den Friedhof an. Das niederländischen
Verteidigungsministerium sorgte dafür, dass alle deutschen Gefallenen von
den Zivilfriedhöfen und aus Feldgräbern überall im Land
exhumiert und auf den Friedhof in Ysselsteyn beigesetzt wurden.
In
Ysselsteyn ruhen alle im Zweiten Weltkrieg in den Niederlanden gefallenen oder
verstorbenen Deutschen, soweit sie nicht in die Heimat überführt
wurden. Am 15. Oktober 1946 hat der niederländische Gräberdienst mit
den Umbettungen begonnen. Unteroffizier Johann Siegel war der erste Gefallene,
der auf dem Gräberfeld eingebettet wurde. Von Maastricht bis zur Insel
Ameland lagen die gefallenen deutschen Soldaten über das gesamte Land
verstreut. In Ysselsteyn ruhen auch etwa 3.000 deutsche Soldaten, die noch in
den letzten Kriegsmonaten im Hürtgenwald oder bei der Ardennen-Offensive
fielen und vom amerikanischen Gräberdienst zunächst neben dem
amerikanischen Soldatenfriedhof Margraten (8.301 Gefallene) beerdigt worden
waren. Zudem fanden 1.700 im Gebiet um Amheim gefallene Deutsche in Ysselsteyn
ihre letzte Ruhe. Hier ruhen auch die Prinzen von Seyn-Wittgenstein und
Lippe-Weißenfeldt.
Auf dem Soldatenfriedhof haben neben Deutschen
auch Niederländer, Polen und Russen, die als Freiwillige in Verbänden
der Wehrmacht gekämpft hatten, eine letzte Ruhestätte gefunden. 475
deutsche und georgische Gefallene wurden im Frühjahr 1949 von der Insel
Texel (Aufstand der Georgier, 5./ 6. April 1945) nach Ysselsteyn
überführt. Sie gehörten zum deutsch-georgischen
Infanteriebataillon 822., das im Zuge des Ausbaus des Atlantikwalls auf Texel
stationiert worden war. Verstorbene Männer, Frauen und Kinder aus dem
Internierungslager in Vugcht, südlich von 's Hertogenbosch, bekamen
inmitten der gefallenen Soldaten ebenso ihr Grab. Einst waren in Ysselsteyn
auch italienische Kriegstote bestattet. Sie wurden später ausgebettet und
in die Heimat überführt.
In enger Zusammenarbeit mit der
Deutschen Dienststelle in Berlin und dem Volksbund Deutsche
Kriegsgräberfürsorge konnte der niederländische
Gräberdienst nach Öffnung der Gräber mit Unbekannten noch 7.330
Tote identifizieren. |
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Untrennbar mit der Geschichte des
Friedhofes in Ysselsteyn verbunden ist der niederländische Hauptmann
Ludwig Johann Timmermans, der im Auftrage seiner Regierung von 1948 bis 1976
dort als Verwalter tätig war und als Vater des Soldatenfriedhofes
Ysselsteyn gilt. Timmermans, der nach seiner Pensionierung noch viele Jahre
lang immer wieder auch Jugendliche zusammenführte und ihnen die Geschichte
des Friedhofes näherbrachte, starb 1995. Seinem letzten Wunsch
entsprechend, wurde Timmermans kremiert und die Asche über den Friedhof in
Ysselsteyn verblasen. Ein Gedenkstein unweit des Hochkreuzes erinnert an den
niederländischen Freund.
Volksbund übernimmt
Zuständigkeit für den Friedhof Am 1. November 1976
übergab die niederländische Regierung die
Kriegsgräberstätte Ysselsteyn in die Obhut der Bundesrepublik
Deutschland und damit des Volksbundes, der die Anlage seitdem verwaltet und
pflegt. Anlässlich der Übernahme des Friedhofes sagte Prof. Dr. Willi
Thiele, damaliger Präsident des Volksbundes, am 7. November 1976
u.a.:
Jedes Kriegsgrab ist ein Aufruf, der
Gewalt zu entsagen; Kriege lösen keine Probleme, sie schaffen nur
Ungerechtigkeiten und Leiden. |
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Vom Mai 1977 bis zum Oktober 1981 wurden
durch Soldaten der Bundeswehr, vorrangig Einheiten aus Nordrhein-Westfalen
(NRW), neue Grabkreuze gesetzt. 1982/83 erfolgte die Neugestaltung des
zentralen Gedenkplatzes und der Gemeinschaftsgräber nach Plänen des
Volksbund-Architekten Dr. Georg Fischbacher. Das von Angehörigen
gespendete Glockenspiel, das ursprünglich im Eingangsbereich aufgestellt
war, steht nun unmittelbar am Gedenkplatz. Alle 30 Minuten spielt es ein
Lied.
Vom Parkplatz aus erreicht man den Friedhof über einen mit
hohen Rhododendren beidseitig bepflanzten Weg. Auf der linken Seite ist ein
Besuchergebäude, in dem die Belegungslisten ausliegen, eine kleine
Ausstellung mit einer mehrsprachigen Video-dokumentation zur Geschichte des
Friedhofes und der Arbeit des Volksbundes aufgebaut ist, wie auch ein
Verwalterbüro und sanitäre Anlagen untergebracht
sind.
Aktion Ginkgo !995 wurde in Erinnerung des Kriegsendes
vor 50 Jahren in Ysselsteyn ein Ginkgo-Baum im rechten vorderen Teil auf der
Wiese vor dem ersten Gräberfeld gepflanzt. Eine Tafel erinnert an die
Bedeutung.
1996 pflanzten Schülerinnen und Schüler des
Heinrich-Heine-Gymnasiums aus Dortmund und einer niederländischen Schule
aus Roermond gemeinsam mit dem Bürgermeister der Gemeinde Venray - auf dem
Gemeindegebiet liegt der Soldatenfriedhof - einen weiteren Ginkgo-Baum links
des Hochkreuzes, nahe des Gedenksteins für Hauptmann
Timmermans.
Sinngebung Der Name Ginkgo kommt aus dem Japanischen: gin
= Silber, kyo = Aprikose, eigentlich Silberaprikose. Wegen der Form des Blattes
wird er auch dort icho = Entenfuß genannt. Es gibt eine Fülle
weiterer bezugsreicher Namen für diesen schönen Baum:
Fächerblattbaum, Mädchenhaarbaum, japanischer Tempelbaum,
Elefantenohrbaum, japanischer Nussbaum u.a.m.
Im geteilten Blatt des
Ginkgo-Baumes wähnt man Heilkraft gegen das Vergessen. Der Baum - er
gehört zu den Nadelhölzem, die im Winter ihr Blätter verlieren -
ist ein Relikt der Urwelt. Älteste Versteinerungen reichen 300 Millionen
Jahre zurück. Vor 150 Millionen Jahren war der Baum nicht nur in Asien,
sondern auch in Europa heimisch. Hier ist er im Laufe der Jahrtausende
ausgestorben. Seit etwa 250 Jahren wird er wieder im europäischen Raum
heimisch gemacht. Die Europäer haben von den Asiaten gelernt, aus Ginkgo-
Blättern Heilmittel zu bereiten, die die Durchblutung des Gehirns anregen,
die Sekretbildung regulieren und Linderung bei Husten, Asthma, Blasenreizung,
Bluthochdruck, Ohrensausen, Nervösität u.a. geben. Der Ginkgo-Baum
verfügt über besondere Wachstumskraft.
Nach dem Atomschlag auf
Hiroshima 1945 trieben in der völlig verbrannten Stadt die
Ginkgo-Bäume als erste Gewächse wieder neue Blätter. Der immer
wieder erwähnte Atombombenginkgo im Tempelbezirk von Hiroshima stand nur
800 m vom Zentrum der Atombombenexplosion entfernt. Der Baum überlebte.
Man sagt, dass der Baum auch den Tempel geschützt habe, der als einziges
Gebäude in dem Stadtteil nicht ausgebrannt war. Seither gilt das
Ginkgo-Blatt als Zeichen der `Hoffnung auf junges Wachsen im Frieden. Der
Ginkgo-Baum kommt in zwei Formen vor und kann sich nur im Miteinander
vermehren. So gilt das Ginkgo-Blatt auch als Symbol für Zuwendung und
Miteinander. |
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Quelle:
www.volksbund.de/ kriegsgraeberstaette/ ysselstein.html am
11.03.2016 |
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