Home  Kontakt  Impressum 
über die "Macher"

Familie und Kinder
#DasPinkeKreuz
alte Fotos vom Niederrhein

 Kevelaer

-

 Basilika-Konzert

-

 Brunnen / Skulpturen

-

 Kirchen

-

 Gradierwerk

-

 Irrland

-

 Kirmes 2010

-

 Museum

-

Galgen, Rad ...

-

 Rütter-Orgel

-

 Skulptura VI

-

Christoph Roßner

-

Weitere

-

Wallfahrt

-

Tamilenwallfahrt

-

Tamilen 2014

-

Kroatenkreuz

-

 150 Jahr Eisenbahn

-

 Europamarkt 2013

-

 Ballonfestival 2013

-

 Wettener Kirmes 2014

-

 Krippenmarkt 2015

-

 Stadtfest 2017
Burgen und Schlösser
  Gartenbilder  
  Goch  
  GM Vlastimil Hort  
  Grave NL  
  (De) Hoge Veluwe  
  Irrland  
  Kalkar  
  Kamp-Lintfort  
  Kempen  
  Kranenburg  
  Neukirchen-Vluyn  
  Niederrheinisches Freilichtmuseum  
  Pont  
  Reichswald  
  Rheinberg  
  Sequoiafarm  
  Stenden  
  Steprather Mühle  
  Steyl  
  Straelen  
  Uedem  
  Venray  
  Weeze  
  Wrack im Rhein  
  Xanten  
  Zyfflich  

  Sponsoren  
  Web-Links  
   
Bes.-Zaehler
 
 
 
 

Rütter-Orgel
 

Die Rütter-Orgel der Kerzenkapelle

Die ersten umfangreicheren Belege über einen Orgelbau am Kevelaerer Kapellenplatz finden sich im Zusammenhang mit dem von Wilhelm Rütter in den 1840er Jahren in der Kerzenkapelle erbauten Werk. Rütter baute dieses Instrument unter Verwendung eines vorhandenen Gehäuses und zahlreicher noch vorhandener Pfeifen. Welche Orgel hier zum Neubau des Rütter'schen Instrumentes diente, läßt sich leider nicht mehr feststellen. Unter Berücksichtigung der oben genannten Eintragung in der Chronik der Oratorianer läßt sich jedoch vermuten, daß bereits recht früh eine Orgel in der heutigen Kerzenkapelle zur Verfügung stand. Daß Rütter sich mit dem Bau der Orgel in der Kerzenkapelle bereits für den lukrativen Orgel-Neubau in der Basilika bewerben wollte, also quasi ein "Probestück" ablieferte, ist eine oft geäußerte, aber kaum schlüssige Vermutung. Als der Münsteraner Bischof Johann Georg Müller bei seinem ersten Pontifikalamt in Kevelaer die räumlichen Gegebenheiten in der Kerzenkapelle erlebte und daraufhin den Neubau einer großen Wallfahrtskirche anregte, schrieb man bereits das Jahr 1848. Rütters Orgel-Neubau in der Kerzenkapelle aber war schon fünf Jahre zuvor abgeschlossen, zu einer Zeit also, als vom Neubau einer Kirche offiziell noch keine Rede war.

Das vorhandene Orgelgehäuse wurde von Rütter um ein eigenständiges Pedalwerk erweitert. Aus Gutachten der Zeit, die den Farbenreichtum und die Klangpracht des Instrumentes sowie die große Sorgfalt und Kunstfertigkeit der Materialverarbeitung loben, ist lediglich die Zahl der Register (28 auf zwei Manualen und Pedal) bekannt, nicht jedoch die genaue Disposition. Bereits 1845 waren offenbar geringfügige Änderungen in der Dispo-sition sowie der Bau einer Schwellvorrichtung für das Untergehäuse geplant, die aber nie ausgeführt worden sind.

Nachdem auch die Orgel der Kerzenkapelle nicht von den Wirren der beiden Weltkriege verschont geblieben war, wurde 1962 unter der Leitung von Prof. Rudolf Reuter ein Konzept für eine Orgelumgestaltung erarbeitet, daß die klangaesthetischen und bautechnischen Grundsätze Rütters jedoch völlig unbeachtet ließ. Reuter ersetzte in seiner "neobarocken" Klangkonzeption das Unterwerk im Untergehäuse der alten Orgel durch ein klingendes Rückpositiv, welches hinter der Fassade des Rütter'schen Scheinpositivs plaziert wurde. Eine Kunststofftraktur und Registertrakturführungen, bei denen Errungenschaften der Flugtechnik (Flex-Ball) zum Einsatz kamen, waren Bestandteile dieser völlig neuen Orgel.

So verschwand ein Denkmal der Rütter'schen Orgelbaukunst, seiner romantischen Klangaesthetik, im Übereifer radikaler Neuerungsbestrebungen innerhalb der Orgelbewegung. Daran änderte übrigens auch der vehemente Protest des Orgelbaumeisters Ernst Seifert, der seinerzeit die alte Orgel eigenhändig abtragen mußte und somit über die Einzelheiten bestens informiert war, nichts. Die im Jahre 1962 von der Kevelaerer Firma Romanus Seifert & Sohn erbaute Orgel hatte 20 klingende Register, verteilt auf Hauptwerk, Rückpositiv und Pedal. Dabei befand sich zum Beispiel die Pedallade auf der Höhe des Hauptwerkes (ehemals Oberwerk). Da diese aber unter anderem eine Posaune 16' mit Zinnbechern in voller Länge besaß, ragten die längsten Pfeifen dieses Registers weit über den Prospekt hinaus, so daß auch der optische Eindruck entstellt war. Holzlatten hielten das Obergehäuse zusammen, das Gehäuse des Rückpositivs war recht primitiv und der Spieltisch war dem Trend der Zeit entsprechend sehr nüchtern gehalten.
Spätestens in den achtziger Jahren machten sich die unliebsamen Errungenschaften des Reuter'schen Konzeptes, dem die Kevelaerer Orgelbauer seinerzeit nur ungern gefolgt waren, negativ bemerkbar. Die engmensurierten Pfeifen waren im besonderen Maße ver-schmutzt, die Mechanik war schwergängig und kaum noch zu traktieren. In den Jahren 1986/87 bot die grundlegende Renovierung der Kerzenkapelle die Möglichkeit, auch die Orgel gründlich zu reinigen und zu reparieren. In Zusammenarbeit mit der Orgelbaufirma Seifert und den zuständigen Gremien der Pfarrgemeinde hatte jedoch inzwischen der derzeitige Organist an St. Marien und Custor der Orgeln am Kapellenplatz, Wolfgang Seifen, ein Konzept erstellt, das eine völlige Umgestaltung der Orgel im Sinne der Rütter'schen Konzeption vorsah. Es begann eine umfangreiche "Spurensuche" nach den Grundsätzen Rütter'scher Orgeltradition, an deren Ende eine Rekonstruktion im Sinne des Kevelaerer Orgelbaumeisters stand.
Als Grundlage dieser Rekonstruktion dienten zahlreiche noch vorhandene Werke Rütters, nach denen Seifen die klanglichen Fakten (Mensuration und Disposition) erarbeitete. Ein noch vorhandenes Teil des alten Orgelgehäuses reichte den Mitarbeitern der Firma Seifert, um die Konstruktion für den Neubau zu errechnen. So entstand die Ordnung von Ober- und Unterwerk mit Scheinrückpositiv in seitenspieliger Anlage nach dem Rütter'schen Vorbild. Die nunmehr 24 klingenden Register wurden sinngemäß in die einzelnen Gehäuseabschnitte verteilt und das ergänzte Pedalwerk in einem neuen Gehäuse hinter der alten Prospektfront auf ebener Erde plaziert, so daß die Rütter'sche Optik wieder hergestellt war. Das Unterwerk wurde mit einer Schwellvorrichtung versehen und ist somit als Echo- und Positivwerk einsetzbar. Durch die seitenspielige Anlage wurde das Hauptgehäuse wieder nahe an die Brüstung gerückt.

Alle Zungenstimmen (außer Pedal) der Orgel sind in Baß- und Diskantlage geteilt, auch die geteilte Manualkoppel (Baß und Diskant) fehlt nicht. Die Disposition lehnt sich in der Hauptsache an noch existierende Werke Rütters an. Sie weist einen romantisierenden Charakter auf. In Abweichung der Rütter'schen Vorlage wurden die Manual- und Pedalumfänge im Hinblick auf die zu bewältigende Literatur erweitert (Manual: C - g'''; Pedal: C - f'). Die klanglichen Ergänzungen ergeben sich aus der Rütterschen Anlehnung an den französischen Orgelbau des 19. Jahrhunderts und stellen eine Bereicherung des Klang-Konzeptes dar. Acht Register der ehemaligen Seifert-Orgel fanden so mehr oder weniger verändert eine erneute Verwendung.

 
 

Quelle: Dr. Rainer Killich, Die Orgeln am Kapellenplatz

 
Tafel am Eingang zur Kerzenkapelle
 

Wilhelm Rütter (* 18. Februar 1812 in Issum; † 25. November 1887 in Kevelaer) war Orgelbauer und wirkte vor allem am Niederrhein, im Raum Duisburg und in den Niederlanden. Er hielt an der Orgelbautradition des 18. Jahrhunderts fest, entgegen dem Trend seiner Zeit, mit der Orgel ein Orchester zu imitieren.

Er baute unter anderem die Orgeln in:
- der Kevelaerer Kerzenkapelle
- Den Haag (H. Antonius und Lodewijk)
- Rotterdam (St. Antoniuskirche)
- Düffelward (St. Mauritius)
- Hartefeld
- Ruhrort
- Issum-Sevelen